Boulevard Of Broken Dreams

19. Januar 2025 0 Von Stan

Podcast

(Um die Noten zu bekommen, scrolle nach ganz unten!)

Spielen nach Scores – Sheets – Lyrics und Gehör

In dieser Episode lernen wir unseren ersten Rocksong von „Greenday – Boulevard of Broken Dreams“. Wenn wir einen Song raushören und spielen wollen , haben wir mehrere Möglichkeiten, dies zu tun. Die wohl naheliegendste Möglichkeit ist, den Song komplett ohne Noten nach Gehör zu spielen. Ich möchte hier einmal die Vor- und Nachteile aufführen:

Vorteile beim kompletten Gehörspiel:

  1. Du lernst das Stück nach und nach komplett auswendig.
  2. Du bist auf der Bühne frei und brauchst keine störenden Noten
  3. Deine Aufmerksamkeit gehört ganz der Musik, dem Drumset und dem Publikum
  4. Du kannst die Noten nicht zuhause vergessen, weil sie in Deinem Kopf sind

Nachteile beim kompletten Gehörspiel:

  1. Es dauert recht lange, bis Du das Stück komplett verstanden hast und auswendig spielen kannst
  2. Bei vielen Song ist es nicht leicht, alle zu behalten und jederzeit abrufen zu können
  3. Du kannst nicht mehrere Songs in kurzer Zeit üben.

Das Ganze können wir natürlich auch einmal andersherum betrachten. Welche Vor- und Nachteile hat es, nach Noten zu spielen?

Vorteile beim Spiel nach Noten:

  1. Nach etwas Übung schaffst Du es recht schnell, ein Stück zu erarbeiten.
  2. Du kannst eine große Songliste spielen, auch wenn Du nicht alle Songs im Kopf hast.
  3. Du hörst beim rausschreiben schon sehr genau zu und entwickelst ein gutes Gehör.
  4. Du sparst sehr viel Zeit beim üben.
  5. Du kannst Songs mit anderen Drummern austauschen. Gut wenn Du mal eine Aushilfe brauchst oder als Aushilfe in einer anderen Band spielen möchtest.

Nachteile beim Spiel nach Noten

  1. Du musst die Noten immer dabei haben.
  2. Du brauchst eine gute Organisation, um die Stücke schnell finden zu können.
  3. Du brauchst extra Equipment wie z.B. Ordner, Tablett PC, Notenständer oder Tabletthalterung.
  4. Dein Blick „klebt“ eventuell an den Noten.
  5. Du lernst die Songs eventuell nie auswendig.

Und wie funktioniert es nun am Besten?

Nun, es gibt keine allgemeingültig Antwort, den es kommt ganz auf die Situation an, in der Du trommelst. Wenn Du eine feste Band hast und ihr die Songs zusammen komponiert und ausarbeitet, ist es nicht zwangsläufig notwendig, Noten lesen zu können aber es ist natürlich auch nicht von Nachteil, wenn Du Notizen machen kannst. Beim sprechen brauchst Du auch nicht lesen und schreiben zu können aber ist es von Nachteil? Wohl kaum. Es erweitert Deine Möglichkeiten aber erheblich, wenn Du neue Horizonte erschließen möchtest. Es hilft beim Üben, beim Erschließen von neuem Material für eure Songs.

Du möchtest gern lernen, nach Noten zu spielen? Dann empfehle ich Dir mein Buch: „Dein Weg zum erfolgreichen Drummer 1“. Du lernst hier das Spiel nach Noten nebenbei.

Wenn Du Noten lesen kannst, hast Du meiner Meinung nach ebenfalls drei Möglichkeiten, die Songs zu spielen.

  1. Spiele nach Drum Scores
  2. Spiele nach Drum Sheets
  3. Spiele nach Lyric Sheets

Vorweg ein Hinweis:

Die Begriffe „Drum Scores“, „Drum Sheets“ oder „Lyric Sheets“, sind keine festgelegten Begriffe. Ich nutze sie hier, um meine Ansichten von Schlagzeugnotationen zu erläutern. Allerdings kenne ich keine anderen Begriffe. Falls Du welche kennst, freue ich mich über ein Kommentar von Dir.

Drum Score

Damit meine ich die klassische Notation. Diese Notation erfasst möglichst genau, was es zu spielen gibt. Man spielt das Stück von Anfang bis Ende oder wie ich gern sage: „Von oben links nach unten rechts“. Fun fact: „Im arabischen Raum spielt man Musiknoten auch von links nach rechts, obwohl in vielen Regionen die Sprache dort von rechts nach links geschrieben und gelesen wird.“
Hier ein Beispiel eines Drum Scores:

Drum Sheet

Ich kenne mehrere professionelle Drummer, die auf der Bühne mit Drum Sheets arbeiten. Jeder von ihnen hat sich eine eigene Methode erarbeitet, Sheets zu schreiben. Das liegt daran, dass es dafür keine festen Standards gibt. Auch ich habe mir die Sheets selbst erarbeitet und zeige Dir hier, wie ich sie anwende. Natürlich kannst Du diese Technik für Dich benutzen und nach Belieben an Deine Bedürfnisse anpassen.

Das Prinzip von Drum Sheets

Der Grundgedanke liegt darin, die Notation so weit zu vereinfachen, dass man so wenig wie möglich schreibt und somit auch liest, um den Nachteil der Drum Scores, dem Kleben am Blatt, entgegen zu wirken. Sheets haben die Vorteile der klassischen Notation und verhelfen dem Drummer zu mehr Übersicht über den Song. Dabei muss man den Song zwar etwas besser kennen und man muss sich überlegen was man bei der Notation weglassen kann aber dafür ist es eine sehr gute Möglichkeit, sich allmählich vom Blatt zu lösen. Als Drummer zählt man hier die Songabschnitte (Passagen) durch und liest, was wann passiert.

Drum Sheet: „Boulevard Of Broken Dreams“

Das Intro dauert zwar hier 4 Takte aber ich schreibe nur einen Takt und füge oben den Hinweis hinzu.

Die Verse 1 (auch Strophe genannt) dauert 14 Takte. Die ersten zwei Takte sind Pause, dann steigen die Drums ein. Auf der Aufnahme mit einem Beckenschlag, welchen ich bei der Notation weglasse, weil es so ziemlich Standard ist. In Takt 14 kommt ein Fill In. Das heißt, ich spiele den „Groove 1“ von Takt 3 bis Takt 14 – dann kommt in Takt 14 der Fill. Im Prinzip sehr simpel. Ich muss so nur kurz erfassen, worum es geht und dann zähle und spiele ich die Takte durch. Von Takt 4 bis Takt 13 muss ich nicht auf die Noten schauen.

Nach der Verse geht der Song direkt in den Chorus

Der Chorus hat einen anderen Rhythmus, genannt Groove 2. Es ist im Prinzip ein Rhythmus, der aus zwei Takten besteht. Im 4. Takt und im 6. Takt kommt eine Variation. Ich spiele also: Takt 1, 2, 1(im 3.Takt), Variation (im 4. Takt), 1 (im 5. Takt), Variation (im 6. Takt), 1 (im 7. Takt), Fill (im 8. Takt). Übersichtlicher: 1, 2, 1, V, 1, V, 1, F.

Nach dem Chorus wird der 1. Groove einfach wieder vier mal in der Bridge gespielt.

Nun siehst Du, dass bei Verse 2 und Chorus 2 das gleich wie bei Verse 1 und Chorus 1 gespielt wird. Genau genommen spielt der Drummer Tré Cool von Green Day nun aber die Variation in Takt 3 und 6. Und der Fill in Takt 8 ist ein Break. Das Crashbecken auf dem 3. Beat wird im 4. Beat mit der Hand gestoppt. Das nennt man choke.

Bridge 2 ist wieder der Groove 1, diesmal mit dem Fill 1. Ich nummeriere immer die verschiedenen Grooves und Fills, dann sehe ich sofort, wann sie sich wiederholen. Auch hier wichtig: Ich schreibe nichts, was sich wiederholt! Ich sehe ja im Kasten oben, dass die Bridge vier Takte lang ist. Also drei mal Groove, dann den Fill.

Das Gitarrensolo habe ich komplett notiert, da es variationsreich mit Breaks gespielt wird.

Verse 3 beginnt ohne Drums. Diese steigen mit einem Fill in Takt 4 ein.

Beim dritten Chorus ein neuer Zweitakter gespielt. Hier hab ich vergessen, ihn Groove 3 zu nennen. Aber nun gut, er wird am Ende eh nicht wiederholt. Die zwei Takte werden drei mal wiederholt, dann den 1. Takt noch mal und es folgt eine zweitaktige Überleitung zum Outtro. Dadurch ist der Chorus 3 nun 9 Takte lange, statt wie bisher 8 Takte!

Jetzt den obigen Groove 11 mal spielen und zum Abschluss den Break – fertig!

Du siehst, dass das Spiel mit dem Sheet den Kopf frei halten kann, die Augen müssen nicht am Blatt kleben und man versteht die Struktur des Songs besser. Papier spart man damit in der Regel kaum – man denkt sich einfach nur anders in den Song herein.

Wie machen das die Drummer der Bands?

Spielen nach Lyric Sheet

Ich hab selbst oft und lange in Bands gespielt, die ihre Songs selbst komponiert haben und ich habe in dieser Zeit nie nach Noten gespielt. Vorteil: Ich hab sie nicht gebraucht! Nachteil: Nach vielen Jahren wüsste ich nicht mehr, was ich damals gespielt hab.

Aber wie merken sich die Drummer ihre Grooves? Wahrscheinlich gibt es unterschiedliche Taktiken aber ich habe mich stehts sehr stark an den Lyrics – also den Songtexten gehalten, was vor allem auch daran lag, dass ich stets selbst beim Schlagzeug spielen gesungen hab. Und aus diesem Grund habe ich mir eine Methode ausgearbeitet, die Grooves zu den Songtexten zu schreiben.

Diese kann ich hier aus urheberrechtlichen Gründen nicht komplett darstellen. Aber Du kannst Dich hier kostenlos als Mitglied anmelden. Somit bist Du mein Schüler und kannst die Noten zu Unterrichtszwecken downloaden. Dort kannst Du den Song auch direkt mit Audio- und Videobeispielen lernen! Du gehst dabei keinerlei Verpflichtungen ein und kannst Dich jederzeit wieder abmelden.
Aber hier ein kleines Beispiel:

Viel Spaß beim Üben und bis zum nächsten Mal!

Seiten mit den Noten (pdf)

Euer: Thomas Stan Hemken